DREAMS.......

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Mittwoch, 27. April 2016

Von ganz weit oben, nach ganz weit unten... oder Verlogenheit in Perfektion...

Eigentlich wollte ich keine negativen Details ueber meinen ehemaligen Arbeitgeber Bison in Winnipeg verlieren. Aber es hat sich einiges ergeben, dass mir sehr zu denken gibt. Eigentlich denke ich in einem Land zu leben, in dem das Wort Freiheit noch sehr grosse Bedeutung hat... ich bin immer noch dieser Meinung. Aber anscheinend hoert diese Freiheit da auf wo die Hoerigkeit zum Arbeitgeber beginnt. Hoerigkeit deswegen, weil es doch tatsaechlich Menschen in dieser Firma gibt, die Angst vor Repressalien durch die Firma haben wenn sie Verbindung zu bestimmten Personen aufrecht erhalten. 
Ich wurde von Einigen ehemaligen Kollegen und Kolleginnen von der privaten Facebookseite geworfen, seit ich die Firma verlassen habe. 
Mir eigentlich egal, denn keiner muss auf meiner Facebookseite sein. Aber fuer mich ist es Kindergarten, wenn man das vom Arbeitgeber abhaengig macht ! 
Kindergarten, ja die Firma ist ein grosser Kindergarten !!!
Es gab mal ganz andere Seiten bei dieser Firma. Der Fahrer war etwas wert und man wusste die Leistung der Fahrer zu schaetzen. 
Meiner Meinung war Bison ein grosses Beispiel, dass auch bei einer grossen Firma das Klima und der Umgang sehr familiaer sein kann. Es war jeder in der Firma bemueht menschlichen Umgang miteinander zu pflegen. Ich habe mich viele Jahre dort sehr wohl gefuehlt und keiner der Immigranten musste sich als "Auslaender" fuehlen. Im Gegenteil es wurde von Kollegen meistens sehr grosses Interesse an den Fahrern aus Europa gezeigt. Auch von den Vorgesetzten wurde man immer akzeptiert. 
Auch wurden bei privaten Problemen immer geholfen, die Familie wurde von der Firma immer als wichtigster Punkt angesehen. 
Es gab viele Fahrer, die gerne auch zeigten, dass sie fuer Bison unterwegs waren auch ich gehoerte dazu. 
Ich habe mich immer mit der Firma identifiziert und um meine Erfahrungen auf der Strasse und natuerlich mit Bison , mit anderen Menschen zu teilen habe ich meinen Ausbilderjob auch immer sehr gerne getan. Das ich meine Ausbildertaetigkeit richtig gemacht hatte, haben mir sehr viele Trainees persoenlich gesagt. Ich bekam sogar Dankschreiben... ein Kollege hatte mir in mein Buch geschrieben, in dem ich immer meine Arbeit aufschrieb, dass er mein Training sehr gut fand und auch die Zeit mit mir geniessen konnte. Ich weiss nicht , wieviele Fahrer mit mir unterwegs waren... 50 , 100 , ja fast 8 Jahre ist eine lange Zeit und einige meiner Trainees sind noch mit mir in Kontakt. 
Wer mich schon laenger kennt und auch in verschiedenen Foren unterwegs war, der weiss, dass ich diese Firma auch immer verteitigt habe. Ich war einfach ueberzeugt, dass ich in der richtigen Firma bin/war . Eigentlich sollte das mein letzter Arbeitgeber in meinem Arbeitsleben sein...
Leider aendern sich nicht nur die Zeiten, auch die Firmenpolitik kann sich veraendern.... leider in den seltensten Faellen zum Vorteil. Und hier ging es von extrem gut, voellig in die andere Richtung... man kann ruhig sagen extrem schlecht. 
Mal ein bischen aus dem Naehkaestchen. Ein paar Slogans, die sich die Firma auf die Fahnen schreibt und die Realitaet . 

"Safest fleet in Northamerica"
Dieses hochtrabende Praedikat , ist wie bei den Boxweltmeistern, da gibt auch drei davon. 
Auch safest fleet ist nur in einem Verein, und hat nichts mit irgend einer Regierungsinstitution zu tun. Man bezahlt seinen Beitrag und macht ein paar Dinge, die der Verein fordert und schon hat man die Auszeichnung. 
Fakt: Unter safe verstehe ich hoechsten Standard in der Sicherheitsausruestung von Fahrzeugen. Da ist nicht nur der Airbag gemeint. Und ein Abstandsregelsystem, dass eigentlich eine Hilfe fuer den Fahrer sein sollte, aber nur zur Ueberwachung des Fahrers missbraucht wird. Dafuer nimmt man sogar gefaehrliche Fehlfunktionen des Systems in Kauf... wie Vollbremsungen bei Bruecken, oder bei stoppenden Fahrzeugen auf der Abbiegespur...
Und gerade bei den Bremsen geht man nur Kompromisse ein. Nicht ein neuer Trailer ist mit Scheibenbremsen ausgeruestet... Trucks kommen z.T. nur mit Scheibenbremsen vorne. Ja auch in Nordamerika faehrt man schon seit Jahren mit Scheibenbremsen auf Truck UND Trailer .... nur the "safest fleet' hat da noch Ausreden... wie " wir haben ja die 7 sek. Regel. Ja klar, die funktioniert bestimmt immer ... am Schreibtisch und in den Koepfen einiger Manager.
Der naechste Punkt Sicherheit, Reifen. Die einzige Anforderung : schwarz , rund und muessen bis zum Boden reichen. Marke, Profil sch... egal, billig muss es sein. So kann es passieren, dass man auf einem Trailer bis zu 6 verschiedene Reifenarten hat. 
nochmal Bremsen. Fahrer werden angehalten den Weg der Gestaengesteller der Trommelbremsen zu messen.(Part des gesetzlich vorgeschriebenen Pretrips) Ist der zu gross, soll nachgestellt werden.... und das bei AUTOMATISCHEN Gestaengestellern. Keine Werkstatt macht das, ausser fuer einen Transfer in eine Werkstatt... Bisonfahrer sollen die nachstellen.  Safe? Auf gar keine Fall, stellt ein automatischer Gestaengesteller nicht mehr nach ist er defekt und muss gewechselt, oder repariert werden...
Die Werkstatt , als "outstanding maintenance" hochgelobt , tut ein uebriges um die Sicherheit zu gewaehrleisten. Es kommt schon Mal vor, dass ein Truck ohne Stossdaempfer losfahren soll. 
Bremsbelaege am Trailer werden nicht achsweise, sondern Radweise gewechselt.
Ich wurde ein ganzes Jahr mit defekten Bremsen auf die Strasse geschickt. Ganz neuer Truck 73km , aber beim bremsen vibrierte das Lenkrad. Reklamationen ohne Ende... es wurde zigmal ausgewuchtet und was weiss ich noch alles "versucht" . Probefahrten der Mechaniker ergaben, dass das o.k. war. 
Als im letzten Winter bei einer leichten Bremsung das rechte Vorderrad blockierte, wurde ueber das Ueberwachungssystem eine Meldung an Bison -Safety uebermittelt. Das geschah in knapp 40 Minuten genau 5 Mal. Eine Message von Dispatch, dass ich meine Fahrweise ueberdenken sollte war das Ergebnis.... aha, klar 8 Jahre nichts und dann 5 Events in knapp 40 Minuten... da koennten eigentlich nur Drogen ,Alkohol oder ein Defekt am Fahrzeug de Ursache sein.
Ergebnis war, das man nach meiner Rueckkehr schnell die Trommeln wechselte (hatte ich schon vor einem Jahr gesagt... dummer Fahrer weiss doch nix) und dabei feststellte, dass zwei Bremsbelaege gebrochen waren... das nur mal so zu "safest fleet" ... koennte noch einiges mehr schreiben. 

"right to deside" . Deutsch "das Recht zu entscheiden" ob man faehrt , oder stehenbleibt. Dieses "Recht" hatte ich schon immer... besser gesagt, es ist die Pflicht eines jeden Verantwortungsbewussten Fahrers zu entscheiden, wann er faehrt oder stehenbleibt. Das haengt nicht nur vom Wetter , sondern auch von der koerperlichen Verfassung ab. 
Ja, richtig, kein Disponent von Bison darf einen Fahrer zwingen weiterzufahren... 
Hier wird dieses Recht aber dafuer missbraucht, dem Fahrer in den Arsch zu treten. Denn wird man in einen Unfall verwickelt, kommt als erstes das "right to deside" zum tragen. Das Recht wird nur akzeptiert, wenn der Fahrer die RICHTIGE Entscheidung getroffen hat... ob seine Entscheidung falsch war, weiss man ja leider immer erst wenn es zu spaet ist, diese Entscheidung wird NICHT getragen... und was hat das nun mit einem "Recht" zu tun?

"best fleets to drive for" ... das ist fuer mich die groesste Verhoehnung die es gibt. 
Eine Firma, die erwartet dass der Fahrer kostenlos seine Arbeit zur Verfuegung stellt. Ja, eine Wartezeit von bis zu 4hrs ist in einer Verguetung von CAD 30.- enthalten, die fuer einen Liveload/unload bezahlt werden... natuerlich wird nichts abgezogen,wenn's mal schneller geht... wie oft passiert das?
Ich hatte eine Wartezeit von ueber 3hrs an der Grenze, weil Kunde keine Rechnungen zum Broker gefaxt hatte... bezahlt wurde nix.... ich bekomme ja CAD 8.- fuer den Grenzuebertritt... und 4 hrs Wartezeit waeren da inclusive.

Ich durfte einen Trailer uebernehmen. bei dem lief das Fett aus der Bremstrommel. Ich tat dem shop einen Gefallen und hab den Trailer zu einer Werkstatt gefahren. Dort 4 1/2 hrs auf den Trailer gewartet... 2 1/2 Stunde wurden bezahlt.... 2hrs mein Privatvergnuegen...

Ich wollte im November an einem Donnerstag losfahren. Leider hatte Dispatch meinen Truck verplant und der kam erst einen Tag spaeter.... Verlust fuer mich an diesem Tag , ca. CAD 200.- Verguetung :NIX!!!

Frueher hatte jede Fleet einen Fleetmanager und zwei Dispatcher, die sich abwechselten. Die Dispatcher kannten die Fahrer mit Namen und jeder kannte von jedem die "Alluerchen". 
Heute gibts unpersoenlichen Centraldispatch. Die sitzen ihre Arbeitszeit ab und arbeiten Probleme nach Liste ab... wenn Feierabend ist, macht die Nachtschicht weiter.... es gibt bei Dispatch vielleicht noch drei Leute die Durchblick haben, der Rest ab in die Tonne.

Wenn das "best fleet" ist, moechte ich "worst" nicht kennenlernen.

Dazu benutzt man heute wie in Europa "Billigfahrer" . Neue Fahrer aus der Fahrschule,  bekommen sehr viel weniger Geld pro Meile, als ein aelterer Fahrer. Die Differenz wird auf ein Konto bezahlt und der Fahrer erhaelt die Differenz erst nach zwei Jahren... ohne Zinsen natuerlich... und man muss erst Mal zwei Jahre durchhalten.

Training: Mir ging es in letzter Zeit immer schwieriger von der Hand mein Training gewissenhaft durchzufuehren. Die neuen Fahrer lernen in der Orientation, be Problemen einfach Message schicken. Haben wir gemacht... Antwort : keine, oder erst nach mehreren Stunden... wie soll ich einem neuen Fahrer erklaeren, was er tun soll? 
Dazu wurde das Training mit Neuen Fahrern aus der Fahrschule mindestens 10 Wochen durchgefuehrt. Heute sind es hoechstens 5 Wochen und der Fahrer wird losgelassen...

Ueber Loyalitaet moechte ich gar nicht schreiben. Loyalitaet wird von den Arbeitnehmern natuerlich erwartet. Beim Management kennt man dieses Wort nicht.

Bison war frueher eine wirklich gute Firma. Heute ist es nur noch eine Management Selbstbefriedigungs Maschine. Es ist alles nur noch Fassade... innen ist es total verfault
Es geht um Awards nicht um den Transport von Guetern. Man lobt sich selbst in den Himmel und weiss gar nicht auf welchem niedrigen Level man wirklich steht... und welchen Ruf man auf der Strasse wirklich hat.
Es gibt dort sehr viele gute Mitarbeiter, die aber dem System folgen, oder gehen muessen!!!

Man koennte jetzt sagen, ich wuerde die Firma schlechtmachen.... nein ich mache sie nicht schlecht, sie ist es!!!

Der Grund fuer diese Gedanken. Ich habe am 15. Januar die Firma verlassen...bis heute war man nicht in der Lage mir 3 Resets aus dem letzten Jahr ... insgesamt CAD 150.- Brutto an mich zu bezahlen. Trotz e-Mail und Anruf!!!

... armseelig... best fleets ....

Nein, ich komme nicht mehr zurueck !!! 


Diesen Bericht zu schreiben hat mich die groesste Ueberwindung gekostet. Aber dass man mir CAD 150.- vorenthalten will, it fuer mich mehr als bodenlose Frechheit!!!


... der naechste Bericht ist schon so gut wie in Arbeit und der hat garantiert wieder positiven Charakter! :-) 


4 Kommentare:

  1. Na, das musstest Du Dir aber mal von der Seele schreiben...

    Unternehmen, die mit der Sicherheit ihrer Mitarbeiter spielen... das hört sich nicht gut an.

    Ich selbst kann dies aus eigener Erfahrung nicht bestätigen, im Gegenteil. Meine Arbeitgeber haben immer für gute Sicherheitsausbildung und das korrekte Equipment geachtet, sogar für MitarbeiterInnen im kaufmännischen Bereich.

    Aber jetzt ist ja für Dich alles im grünen Bereich. Schau nach vorne und vergiss, was gestern war! Weiterhin gute und sichere Fahrt, Holger.

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  2. Hallo Sonja,
    DANKE fuer Deine Kommentar!!! Ich freue mich immer riesig ueber das feedback treuer Leser !!!!
    Es ist schon sehr traurig,dass es diese Entwicklung genommen hat. Was mir aber noch mehr zu Denken gibt, dass manche Mitarbeiter meine Kuendigung persoenlich nehmen... haben die Repressalien zu fuerchten, wenn die den Kontakt weiter aufrecht erhalten... koennte man ja "Sektenaehnlichkeit " vermuten.
    Leider wird hier auch mit der Sicherheit der anderen Verkehrsteilnehmer gespielt. Ich koennte noch drei Berichte ueber Sicherheitsgefaehrdenden Murks schreiben, der dort aus Sparsamkeitsgruenden fabriziert wird... aber zum Vorzeigen schmeisst man mit Geld um sich, als ob es davon mehr als genug gaebe... wuerde man dieses Geld, dass der schoenen Fassade dient (einen anderen Nutzen gibts nicht! ) , den Fahrern und den Menschen im Buero (untere Etage) geben, dann waeren alle die Arbeitnehmer in Canada.
    Aber wie du richtig schreibst, es geht aufwaerts. Nach einigen Anlaufproblemen, geht es jetzt beim neuen Auftraggeber in die richtige Richtung. Mit meinem Chef habe ich ein freundschaftliches Verhaeltnis und beim Auftraggeber da gibts wirklich nur freundliche und hilfsbereite Menschen... Familienbetrieb eben! Aber darueber gibts auch demnaechst einen Bericht. :-)

    Gruessle in den "black forest" aus dem sonnigen California, Holger :-)

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  3. Ja, solche Firmen gibts leider überall, auch in der Schweiz. Richtig repariert wird erst kurz vorm MFK-Termin (CH-TÜV), bis dahin kannst Dir den Mund fusselig reden - und weiter mit halb abgefahren Sommerreifen im winterlichen Bergland rumkurven. Im besten Fall kriegst noch neue Sommerreifen, zum Winteranfang...
    Und damals in Spanien, waren wir in der Firma immer wie eine grosse Familie, zusammen gegrillt, ich hab auch in der Freizeit dort an meinen Autos geschraubt - bis zur Kündigung, da bekam ich praktisch noch nen Arschtritt!! 250 fehlende Euros, auf der letzten Abrechnung, ärgern mich bis heute...
    Hoffe, bei der neuen Firma läuft alles besser für Dich.
    Wünsche Euch weiterhin alles Gute, Grüsse aus der Schweiz, Ciao, Torsten.

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  4. Sorry Torsten!!!! Ich hab Deinen Kommentar tatsaechlich heute erst gefunden. DANKE fuer den Kommentar!!!!
    Ja es ist schon sehr traurig, das eine ehemals gute Firma so weit runterkommt... trotzdem aber noch die Arroganz besitzt, sich als das Beste zu bezeichnen.
    Naja, Bison ist fuer mich Geschichte und so gut wie abgehakt! Meine CAD 150.- habe ich bis heute noch nicht!

    Gruessle aus z.Zt. Saskatoon nach Swizzerland, Holger :-)

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